hand in hand mit der sprache (Uraufführung 1998)

Eine Annäherung an die Lyrik Hilde Domins

Uraufführung am 23.10.1998

Pressestimmen

 

»Die Dramaturgie ist unaufdringlich, läßt dem Wort und der Musik reichlich Raum. Zwei Bühnenpodeste schieben sich in den Saal — das eine für die Sprecherin der Hilde Domin und die beiden Musikerinnen, die mal sanft und schmeichelnd, mal klagend und aufwühlend die Worte begleiten; das andere für eine Frau, die damit beschäftigt ist, Umzugskisten zu packen. Wer diese Frau ist, bleibt ein Geheimnis. Sie ist namenlos, hat keine erzählbare Biographie. Und doch ist sie dem Publikum so vertraut, als würde es sie schon immer kennen. Sie ist eine Frau, die gerade versucht, mit der Trennung von dem Menschen, den sie geliebt hat und wohl noch immer liebt, fertig zu werden. ›Vielleicht ist es gut, daß es vorbei ist. Denn wenn der Himmel immer nur blau ist, bekommt man doch Heimweh nach Wolken und Wind. Vielleicht ist es gut, daß du die Wurzeln ausgerissen hast, daß ein Leben ohne Wurzeln beginnt.‹ Sie fürchtet sich vor dem Alleinsein und macht sich selber Mut: ›Es lohnt nicht, Angst zu haben vor Verlassenheit, wenn schon der Wind steigt, der die Wolken verweht. Nur — die Angst fragt nicht, ob sie sich lohnt.‹ Hin- und hergerissen zwischen fast trotziger Zuversicht und quälender Resignation greift sie zu dem einzigen ihr zur Verfügung stehenden Mittel, um zu überleben: sie hält ihre Gedanken in einem Brief fest: ›Solange ich schreibe, bin ich zu Hause.‹ Spätestens in diesem Augenblick geht sie ›Hand in Hand‹ mit Hilde Domin, die einmal sagte: ›Schreiben ist für mich wie Atmen: man stirbt, wenn man es läßt.‹ Immer dann, wenn der Zuhörer gerade anfängt zu glauben, er würde verstehen, was in dieser Frau vor sich geht, wenn er anfängt, sich in ihrem Leben heimisch zu fühlen, wird dieser Anspruch auf Vertrautheit zunichte gemacht. Die Worte Hilde Domins versetzen ihn in eine neue Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, die ›blau‹ ist (für die Dichterin ein Symbol für Glück und Harmonie), die Angst macht, die Mut macht, die zur Entscheidung drängt, die zeigt, worauf es ankommt: ›Abel steh auf / damit Kain sagt / damit er es sagen kann /ich bin dein Hüter / Bruder.‹  Wer dabei war, erlebte einen brillanten Theaterabend, der ganz im Sinne der Domin ›unter die Haut ging‹. Man würde sich wünschen, mit den vier jungen Künstlerinnen wieder einmal ›Hand in Hand mit der Sprache‹ gehen zu dürfen.«

Amberger Nachrichten, 27.10.1998

 

»›Autor und Leser sind Zwillinge, hat Virginia Woolf gesagt. Hand in Hand mit der Sprache werden wir Ihnen heute zeigen, wie Recht sie damit hatte.‹ Mit dieser Vorbemerkung auf der Bühne begann die ›außergewöhnliche Annäherung an die Lyrik Hilde Domins. Susanne Krones, Kerstin Zinkl sowie Christine und Monika Eichhammer nahmen nicht nur die Sprache an die Hand, sondern ein bis zur letzten Minute gefesseltes Publikum und führten es in eine Welt tiefster Empfindungen. Ein außergewöhnlicher Lyrikabend!«

DJDS 1998/99, S. 128-130

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